Have any questions?
+44 1234 567 890
Vom Notschrei nach Kempten
Seit Anfang April ist die 23-jährige Melanie Müller im Amt. Ihr Ziel: Gemeinsam mit Baden-Württemberg Großes erreichen – und junge Athleten ans Spitzenniveau heranführen.

„Das Tor zum Chiemgau“ nennt sich Bad Endorf. Die oberbayerische Gemeinde nahe Rosenheim ist aber nicht nur landschaftlich reizvoll, sie beherbergt auch die Bundespolizeisportschule, ohne die es viele olympische Wintersport-Medaillengewinner möglicherweise nicht geben würde. Die Polizeihauptmeister Arnd Peiffer und Felix Loch und viele mehr gingen durch die Bad Endorfer Schule.
Es wundert also nicht, dass Melanie Müller, die familiär bedingt in diesem Umfeld aufwuchs, selbst Feuer fing für Eis und Schnee. Der Langlauf hat es ihr angetan, sie liebt die Technik dahinter. Die eigene sportliche Karriere zündete leider nicht so recht, ihr Körper spielte nicht mit, doch dem Sport blieb sie treu. Nun verstärkt sie das Nordic Paraski Team Deutschland als Landestrainerin und Abteilungsleiterin Para Ski nordisch beim BVS Bayern.
Empfehlung durch den Bundestrainer
Zustande kam der Kontakt am Notschrei, wo die Freiburger Studentin drei Jahre als Stützpunkttrainerin arbeitete und so auch mit den Para-Athleten und -Athletinnen von Bundestrainer Ralf Rombach in Kontakt kam. „Super spannend“, fand das Melanie Müller, die sich beim Projekt „Schulen im Schnee“ am Feldberg davon beeindrucken ließ, wie selbstverständlich sich auch Sehbehinderte auf Skiern bewegen.
„Das Besondere am Parasport ist für mich, dass es nicht nur um den reinen Leistungskampf geht, sondern dass eine gesellschaftliche Aufgabe dahintersteht“, sagt die 23-Jährige, die auf Empfehlung von Rombach am 1. April – kein Scherz! – ihre neue Stelle antrat. Ihren Vorgänger Martin Härtl, der sich seit einiger Zeit ganz auf die Betreuung von Clara Klug fokussiert, lernte sie beim Sportempfang in Nesselwang kennen und zeigte sich angetan vom Duo Klug/Härtl. „Ehrgeizig, selbstbewusst, tough“, so beschreibt sie die beiden.
Die ersten Talente sind bereit
Das trifft aber auch auf sie zu. In enger Zusammenarbeit mit Michael Huhn und seinem Team in Baden-Württemberg will die neue Landestrainerin den bayerischen Nachwuchs nach vorne bringen. Lennart Volkart aus Markt Schwaben hat sie besonders im Blick. Dem 15-Jährigen traut sie zu, bald C-Kader-Niveau zu erreichen. Ein zweiter Schützling, Jakob Hackl, laboriert leider derzeit an einem Armbruch.
Damit sie bald noch mehr zu tun hat, sucht sie den offensiven Kontakt zu Schulen. Sie plant Sichtungstage, will den Kader erweitern. Unterstützung erhält sie von Corina Kaltenbacher. Die Sportwissenschaftlerin ist ebenfalls ganz frisch als sportartenübergreifende Nachwuchstrainerin beim Bayerischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband eingestiegen und bringt als Langlauftrainerin den perfekten Hintergrund mit.
Die ersten Früchte ihrer Arbeit könnte das Duo bereits im Februar 2020 ernten. Wenn der Weltcup-Zirkus nach Finsterau im Bayerischen Wald zurückkehrt, soll es ein Rookie-Race geben. Ziel: zu zeigen, wie nachdrücklich die Talente bereits an die Tür zur Szene der Besten klopfen.
Foto: privat.